Review: Senran Kagura Estival Versus (PC) – Boobsploitation

Ein Spiel über Leben, Tod und…Möpse

Für PlayStation 4 und Vita ist Senran Kagura Estival Versus schon seit Längerem erhältlich, aber da sich Pfuipfuispiele auf dem PC offensichtlich gut verkaufen, gibt es seit wenigen Wochen eine Windows-Portierung des politisch ziemlich inkorrekten Brawlers. Ob die PC-Fassung gelungen ist, erfährst du im Review.

Nach Shinovi Versus und Bon Appétit! hat es nun auch das ursprünglich 2015 für PS4 und PS Vita veröffentlichte Senran Kagura Estival Versus auf Valves Internetvertriebsplattform Steam geschafft – und obwohl ich das Game mehrfach auf der PS4 durchgespielt habe, war es für mich dennoch eine kleine Premiere.

Normalerweise verstehe ich nicht, worum es bei Senran Kagura geht, weil ich die Spiele immer gleich zum Release aus Japan importiere und mein japanischer Wortschatz gerade mal für „Kawaii“ und „Oppai“ reicht. Stories sind mir bei Action-Spielen eigentlich auch völlig schnuppe, einzig das Gameplay zählt. Deshalb war ich auch völlig überrascht, dass Senran Kagura Estival Versus sowas wie eine tiefgründige Geschichte zu erzählen hat. Eine Geschichte über Trauer, Tod, Verlust und Vergebung.

© Marvelous, Screenshot Boobs and Bullets

Was? Das hat eine „deepe“ Story?

Durch eine mystische, geheimnisvolle Kraft werden die vollbusigen Shinobi in ein Paralleluniversum versetzt, das in Form einer idyllischen Sommerinsel daherkommt. Du brauchst dich also nicht mehr zu wundern, warum 99 Prozent der Promo-Screenshots und Trailer die Mädels nur im Bikini zeigen – das hat alles seinen Sinn ?.

In diesem merkwürdigen Universum treffen die Ninjas auf geliebte Menschen, die sie in der realen Welt an Gevatter Tod verloren haben. Sehr viel mehr will ich an dieser Stelle aber nicht verraten, ich will nur darauf aufmerksam machen, dass Senran Kagura Estival Versus mehr als nur plumpen Fanservice zu bieten hat – auch wenn das oberflächlich betrachtet wohl eher schwer zu glauben ist. Aber keine Angst, das düstere Story-Konstrukt wird immer wieder durch platte Sexwitze und unterhaltsame Anekdoten einzelner Charaktere aufgelockert; depressiv flennend vor der Kiste hocken muss definitiv niemand.

© Marvelous, Screenshot Boobs and Bullets

Es gibt viel zu tun

Die Geschichte von Estival Versus wird in mehreren Etappen erzählt. Du schnetzelst dich zu Beginn abwechselnd mit allen 34 Ninjas durch den 57 Missionen umfassenden Story-Strang von „Kagura Millennium Fest.“ um spielbare Nebengeschichten für „Shinobi Girl’s Heart“, „Dual Shinobi Hearts“ und „Special Mission“ freizuschalten. Es braucht schon gute 50 Stunden, um wirklich alles von Estival Versus zu sehen – und danach wartet auch noch ein Mehrspieler-Modus. An diesem gewaltigen Umfang gibt es wirklich überhaupt nichts zu beanstanden.

Ein wenig schade ist, dass das Writing bei manchen Nebengeschichten ein wenig schwächelt. Während mich die Hauptkampagne „Kagura Millennium Fest.“ vor allem fesseln konnte, weil die Shinobi dort eben alles andere als eindimensionale Polygonansammlungen sind – und damit meine ich jetzt nicht die übertriebenen Körbchengrößen – wird beim „Shinobi Girl’s Heart“-Part von Yumi abgehandelt, wie sie denn zu einer perfekten Ehefrau werden kann. Was für ein Schwachsinn…

© Marvelous, Screenshot Boobs and Bullets

Erst nachdenken, dann schreiben

Zwar soll das Spiel sicherlich in erster Linie männliche Spieler ansprechen, aber trotzdem wäre ein wenig mehr Weitsicht beim Writing angebracht. Nicht nur, dass auch Zockerinnen ihren Spaß mit Estival Versus haben dürften, ich finde unglaubwürdige Charaktere auch total langweilig – da helfen dann selbst bei mir als Mann auch Megabrüste nicht mehr.

Spielerisch ist Senran Kagura Estival Versus ein waschechtes Musou-Spiel, also sowas wie Dynasty Warriors oder Samurai Warriors. Du prügelst dich mit einem Shinobi deiner Wahl durch extrem große Gegnerhorden; Kombos im vierstelligen Bereich sind dabei keine Seltenheit. Es gibt auch rudimentäre Rollenspielelemente in Form eines einfachen Leveling-Systems, durch das deine Kriegerinnen Lebensenergie, neue Moves, Kleidungsstücke und vieles mehr erhalten.

© Marvelous, Screenshot Boobs and Bullets

Derbe Finisher

Apropos Kleidungsstücke: im Kampf zerreißt die Kleidung deiner Feinde oder auch deine eigene, wenn du zu viel Schaden einsteckst. Wer nackte Haut sehen will, gewinnt also immer. Dazu gesellen sich burleske Finisher, bei denen wirklich kein Auge trocken bleibt. Viele dieser Finisher spielen mit allseits bekannten Hentaiklischees, natürlich dürfen da Tentakel nicht fehlen.

Technisch gesehen ist dem japanischen Entwickler Tamsoft erneut eine astreine Portierung gelungen. Zwar steht mit 1280 x 720 nur eine Auflösung zur Verfügung, die Full-HD- und 4K-Fetischist(innen) abschrecken wird, aber im direkten Vergleich zu den PS4- und Vita-Fassungen sieht Estival Versus auf dem PC am besten aus. Zudem wird 60-FPS-Gameplay unterstützt und durch neu hinzugefügte Outlines wirken die Spielfiguren noch ein klein wenig hübscher.

Mir persönlich gefällt die Grafik von Senran Kagura Estival Versus sehr, aber trotzdem muss ich zugeben, dass viele Umgebungen trostlos und detailarm daherkommen – das fällt aber nur auf, wenn du die Welt ohne Gegneraufkommen erkundest, was nur selten vorkommt. Im Kampfgeschehen ist oft so viel auf dem Bildschirm los, dass über offensichtliche Defizite der Optik hinweggesehen werden kann.

© Marvelous, Screenshot Boobs and Bullets

Fazit

Estival Versus ist mein absoluter Lieblingsteil des üppigen Senran-Kagura-Franchise. Obwohl ich es schon mehrfach auf der PS4 durchgespielt habe, hat es mich auf dem PC gleich wieder wie am ersten Tag gefesselt. Spätestens wenn du dich im „Komborausch“ befindest und in schwindelerregender Höhe Gegner mit Aerial-Rave-Moves auseinandernimmst, während deine Hitanzeige die 3000 knackt, wirst du nicht mehr so schnell davon loskommen. Abgesehen vom süchtig machenden Gameplay, das auch locker ohne Boobies funktionieren würde, erwartet dich eine tiefgründige Story, die das Thema Leben und Tod mit einem zwinkernden Auge behandelt.

Estival Versus mag auf dem ersten Blick keine Substanz haben. Estival Versus mag auf dem ersten Blick ein übersexualisiertes Ungetüm sein, vor dem Feminist(inn)en schreiend davonlaufen – aber unter der ganzen Busenfassade steckt ein kleines Spiel, das etwas zu sagen hat. Ein Spiel, das auf sämtliche Konventionen pfeift, um eine Message rüberzubringen. Estival Versus ist für mich das Äquivalent zu Exploitationfilmen – Boobsploitation?

Senran Kagura Estival Versus (閃乱カグラ ESTIVAL VERSUS -少女達の選択 Senran Kagura Estival Versus -Shoujotachi no Sentaku)

Wertung: 10/10
Publisher: XSEED Games, Marvelous USA, Inc.
Entwickler: Tamsoft
Plattform: PC (getestet), PlayStation Vita, PS4
Preis: 39,99 Euro (Steam)

Für den Test wurde ein kostenloser Review-Key von Publisher Marvelous Games zur Verfügung gestellt. Alle Screenshots wurden selbst angefertigt.

Thomas
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