Obwohl die Fate/-Reihe in Japan schon seit 2004 besteht, ist diese bislang einfach an mir vorbeigegangen. Schade eigentlich, denn mit Fate/Extella: The Umbral Star liefert Entwickler Type-Moon einen unterhaltsamen Genremix aus Hack ´n´ Slash und Visual Novel ab. Ob diese Formel auch bei dir zünden kann, erfährst du im Review.
Eigentlich komisch, obwohl ich schon seit meiner frühen Kindheit für Anime und Manga zu begeistern bin, konnte das Fate/-Universum bis jetzt unbemerkt an mir vorbeiexistieren. Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich der ausgefeilten Geschichte in Fate/Extella: The Umbral Star nur sehr schwer folgen konnte – aber ich bin eh mehr der Gameplay-Typ, Tetris funktioniert schließlich auch ganz toll ohne jeglichen Storyballast.
12.000 BC
Nichtsdestotrotz versuche ich, dir die Rahmenhandlung des neuen Spiels von Entwickler Type-Moon kurz näherzubringen, die stolze 12.000 Jahre (!) nach Christus einsetzt. Nero Claudius und ihr Meister konnten den „Holy Grail War“, der auf der PlayStation Portable in Fate/Extra ausgetragen wurde, für sich entscheiden und somit die Macht über den „Moon Cell Automaton“-Computer erlangen. Diese begehrte Rechenkiste ist in der Lage, einen bestimmten Wunsch zu erfüllen.
Als Zeichen des Siegs wurde Nero und ihrem Meister außerdem ein Regalia-Ring verliehen, durch den die beiden über sämtliche Gegner-Servants regieren konnten. Die Betonung liegt auf „konnten“, denn in Fate/Extella: The Umbral Star kommt ein neuer Widersacher ins Spiel, der ebenfalls auf die Macht eines solchen Regalia-Rings zurückgreifen kann. Jetzt liegt es an dir, die Oberhand zurückzugewinnen.
Drei Kampagnen, drei Waifus
Die Story von Fate/Extella: The Umbral Star wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, das heißt, du spielst insgesamt drei Singleplayer-Kampagnen. Eine davon beschäftigt dich für mindestens acht Stunden – wenn du außerdem noch Sidequests erledigst und sämtliche Dialoge genau liest, dauert alles natürlich länger. Die erste Story dreht sich um Nero Claudius, danach schaltest du die von Tamamo no Mae frei um dich abschließend durch die Geschichte von Attila zu schnetzeln.
Bevor das Game losgeht, musst du zunächst entscheiden, welchem Geschlecht dein Alter-Ego angehört und ein klangvoller Name will auch vergeben werden. In Fate/Extella übernimmst du die Rolle eines Masters, der freundlich gesonnene Servants steuern kann. Eine nette Idee, weil du dann trotz Third-Person-Action in das Spiel integriert und namentlich angesprochen wirst. Du bist quasi ein Controller am Controller.
Hackilepsie
Jede der drei Kampagnen ist in einzelne Kapitel unterteilt, wobei jedes Kapitel aus einer riesigen Kampfarena mit einzelnen Sektoren besteht. Vor und nach jedem Kapitel gibt es eine ordentliche Dialoggönnung, die im Visual-Novel-Gewand daherkommt und teilweise auch Elemente von Dating-Simulationen vorweisen kann. Zugegeben, ich habe mich vor den Kämpfen oft gelangweilt durch die Texte geklickt, aber danach war ich immer über jeden Dialog dankbar, weil das Game durch seine grafische Präsentation und die nicht enden wollende Komboflut ordentlich auf die Augen geht – im positiven Sinne! „Hackilepsie“ ist der Fachbegriff dafür, der erst noch geprägt werden muss!
Spielerisch läuft jedes Kapitel gleich ab – auch wenn es gegen Ende ein paar Überraschungen gibt: du betrittst nach einer halben Stunde Storygeseier die Kampfarena und schnetzelst dich von Sektor zu Sektor. Jeder Sektor hält dabei sogenannte „Aggressors“ bereit, die dir ans Leder wollen, wenn du eine bestimmte Anzahl an Gegnern ins digitale Nirwana befördert hast. Hast du schließlich alle „Aggressors“ erlegt, übernimmst du den aktuellen Sektor. In der Praxis kann das manchmal ziemlich stressig sein, weil deine Gegner die Sektoren ebenfalls übernehmen können – mach dich also auf jede Menge blinkende Anzeigen auf deinem Bildschirm gefasst!
Fight for Boobies!
Und wozu der ganze Stress? Für Badezimmer-Fanservice natürlich! Nach jedem Fight kehrst du mit deinem Servant nämlich in dein Zimmer zurück und stellst dich bohrenden Fragen. Richtige Antworten steigern dabei das Beziehungslevel zu deinem Servant, bis du irgendwann mal beim Baden zuschauen kannst. Dabei bleibt es aber jedes Mal gesittet, Nippel oder Intimbereich gibt es nicht zu sehen, auch wenn die Fate/-Reihe im schmuddeligen PC-Adultsektor ihren Ursprung hat.
Grafisch merkst du dem Spiel auf der PlayStation 4 an, dass es noch eine Fassung für PlayStation Vita gibt. Die Hintergründe und Arenen sehen etwas trist aus, aber ehrlich gesagt kommst du eh fast nie dazu, dich in Ruhe umzuschauen, dafür ist auf dem Bildschirm einfach viel zu viel los – und das gehört sich für ein anständiges Japano-Actionspiel auch so!
Fazit
Fate/Extella: The Umbral Star ist ein ultraschnelles Hack ´n´ Slash, das sich grafisch auf PS3-Niveau bewegt, was Genrefans aber nicht weiter stören wird. Wenn dir Grafik enorm wichtig ist, bist du mit dem Game eher schlecht beraten. Die hübschen Artworks und Charaktere können sich aber abgesehen davon blicken lassen. Ein wenig dröge plätschert die komplexe Story dahin, die ich eigentlich nur verfolgt habe, um das Beziehungslevel zu meinem Servant zu steigern – fiese Masche, Type-Moon, fiese Masche 😛 . Wenn du mit Senran Kagura, Bayonetta und Dynasty Warriors etwas anfangen kannst, dann ist auch Fate/Extella: The Umbral Star etwas für dich.
Fate/Extella: The Umbral Star
Wertung: 8/10
Publisher: Marvelous USA, Inc.
Entwickler: Type-Moon
Plattform: PS4 (getestet), PlayStation Vita
Preis: 59,99 Euro (PS4), 49,99 Euro (PS Vita)Für den Test wurde ein kostenloser Review-Key von Publisher Marvelous Games zur Verfügung gestellt. Alle Screenshots wurden selbst angefertigt.