Eines vorweg: DoDonPachi Unlimited ist kein Totalausfall wie Bug Princess Gold Label, das letzte Kooperationsprodukt von Apxsoft, Mobirix und CAVE. Warum beim kostenlosen Freemium-Shooter trotzdem kein richtiger Spaß aufkommen will, erfährst du im Review.
(Do)DonPachi ist legendär! Schon seit 1995 stachelt die „Anführerbiene“ scoresüchtige Shooter-Fans zu reflexhaften Höchstleistungen an. Auch 22 Jahre und zig Sequels später hat das Franchise nichts von seinem Charme verloren – auch wenn einige Designentscheidungen späterer Teile *hust* BOOBIES *hust* nicht die ganze Ballerspielszene gleichermaßen befriedigen konnten, blieb das Gameplay doch immer seinen Wurzeln treu. Und dann kam Ende 2015 DoDonPachi Ichimen Bancho für iOS-Geräte.
Das von Apxsoft in Zusammenarbeit mit Mobirix und CAVE entwickelte DoDonPachi Unlimited basiert größtenteils auf Ichimen Bancho, das sich wiederum an Grafiken von DoDonPachi SaiDaiOuJou bedient. Im Grunde ist Unlimited ein dekomponiertes SaiDaiOuJou, das nur eines im Sinne hat: deine hart verdiente Kohle abzugreifen! Natürlich ist das in der Spielhalle – wo SaiDaiOuJou ursprünglich herkommt – nicht anders und wenn die Freemium-Elemente der kostenlos herunterladbaren App ähnlich funktionieren würden, hätte ich auch überhaupt nichts dagegen – nur leider ist das nicht mal ansatzweise der Fall!
Räudige Rubine
Wenn du DoDonPachi Unlimited zum ersten Mal startest, erhältst du 30 Rubine geschenkt, die du am besten erstmal nicht anrührst – aber dazu gleich mehr. Zudem wird dir mit Shuri eine Pilotin und mit Type A ein Schiff gestellt. Wenn du knauserig bist, wirst du darüber hinaus keine weiteren Schiffe in DoDonPachi Unlimited steuern können, weil Type B, Type C und Type D je 50 Rubine kosten, was extrem ärgerlich ist. Denn Rubine lassen sich im Spiel nicht durch Skills freischalten, für Rubine musst du echte Moneytoes springen lassen. Und das ist teuer, wie du auf dem Screenshot sehen kannst.
Natürlich würde ich CAVE gerne unterstützen und die rund 13 Euro für die drei fehlenden Schiffchen hinblättern, nur müsste dafür das Gesamtpaket stimmen – das tut es aber leider nicht. Normalerweise startest du ein DoDonPachi mit einer begrenzten Anzahl von Leben und Bomben und versuchst, bis zum letzten Endgegner zu kommen. Die höchste Kür stellt dabei ein „1CC“ dar, ein „One Credit Clear“, das bedeutet, du schaffst das komplette Spiel ohne auch nur ein Continue zu benutzen. Du spielst also von Stage 1 bis 5 (oder 6) und am Ende jeder Stage erwartet dich ein Boss, der dich mit dem ikonischen „WARNING“-Bildschirm das Fürchten lehren will.
Die Definition des Wahnsinns
Bei DoDonPachi Unlimited kannst du nicht einfach alle Stages in einem Ruck spielen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob du jemals alle Stages aus SaiDaiOuJou zu Gesicht bekommen wirst, denn auch nach mehreren Stunden Spielzeit fehlt bei mir von Stage 3 jede Spur – und ich habe extrem hart „gegrindet“, das kannst du mir glauben. Bei DoDonPachi Unlimited musst du die Stages einzeln spielen, dabei wiederholen sich aber die gleichen Levels immer und immer wieder. „Die Definition des Wahnsinns ist, immer dasselbe zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten,“ pflegte schon Einstein zu sagen.
Das sind alle Levels, die ich nach 10+ Stunden mit DoDonPachi Unlimited spielen konnte:
- Stage 1 (Machida)
- Stage 2 (Atsugi)
- Stage 1 + 2
- Boss 1 (Machida)
- Boss 2 (Atsugi)
- Boss 1 + 2
- StageEx 1 (Machida) – ein Versuch kostet jedes Mal 10 Coins
- StageEx 2 (Atsugi) – ein Versuch kostet jedes Mal 15 Coins
- StageEx 6 (Tsukui) – ein Versuch kostet jedes Mal 20 Coins
Der Witz ist: für die etwas anspruchsvolleren Ex-Stages musst du jedes verf*** Mal Ingame-Währung blechen – und nicht zu knapp, wie du oben sehen kannst. Um das besser ins Verhältnis zu setzen: wenn du Stage 1 gut meisterst, erhältst du am Ende vielleicht 5 Coins. Du musst also Stage 1 zwei Mal spielen, um StageEx 1 einmal spielen zu können. Wer bei Mobirix, Apxsoft oder CAVE dachte denn, dass das eine gute Idee ist? Das ist fürchterlich! Auch steht der Einsatz deiner hart „herbeigegrindeten“ Coins in keinem Verhältnis zum Gewinn. Angenommen du meisterst StageEx 1 wie ein Profi, dann bekommst du am Ende dafür nur mickrige 5 Coins – WTF?! Wenn du wenigstens den Einsatz wieder rausholen könntest, aber so?
Keine Liebe für Cracks
Es kommt aber noch übler. Mir gefallen Bullet-Hell-Shooter am besten, wenn der Bildschirm voller Kugeln ist, also auf höheren Schwierigkeitsgraden. In DoDonPachi Unlimited gibt es insgesamt sieben Schwierigkeitsgrade: Easy, Normal, Hard, Maniacs, God, Red und Black. Während du auf Easy und Normal für die Stages höchstens freispielbare Coins blechen musst, kostet ab Hard jede einzelne Stage 3 Rubine! Und jetzt rechne einfach mal hoch, wie viele Stages du mit den 30 zur Verfügung gestellten Rubinen freikaufen kannst. Noch dazu fallen die Unterschiede zwischen den Schwierigkeitsgraden eher homöopathisch aus. Ärgerlicherweise musst du eine Stage erst auf einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad schaffen, bevor du auf einem höheren Rubine dafür ausgeben darfst. Richtig Laune kommt bei DoDonPachi Unlimited übrigens erst ab Maniacs auf, zumindest bei mir. Anfänger sind vermutlich leichter zufriedenzustellen.
Aber es ist nicht alles beschissen an Unlimited. Die Umsetzung ist sehr ordentlich, kein Vergleich zum holprigen Bug Princess Gold Label, bei dem das „Gold“ offensichtlich für Pisse steht. Allerdings gibt es Performance-Unterschiede zwischen Android und iOS. Gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden kommt es auf meinem Samsung Galaxy S5 Mini zu Slowdowns, die das Spiel stark vereinfachen. Die iOS-Version, die ich auf meinem Apple iPad Air 2 spiele, läuft unglaublich flüssig und ist dadurch ein wenig fordernder. Die Grafik ist ganz hervorragend und sogar noch einen Tick hochaufgelöster als die von DoDonPachi Ichimen Bancho.
Fazit
Wenn DoDonPachi Unlimited nicht durch so extrem aggressive Freemium-Elemente verseucht wäre, würde ich das Game lieben, aber in dieser Form kann ich leider nur vom Spielen abraten. Wie du schon in der Überschrift gelesen hast, ist das Game als „Grindchore“ zu bezeichnen – eine Wortneuschöpfung von mir, die sich aus „to grind“ (schinden) und „chore“ (lästige Arbeit) zusammensetzt. Natürlich ist es ein netter Lückenbüßer für öffentliche Verkehrsmittel oder Shopping-Touren mit der Freundin, aber selbst da ist relativ schnell die Luft raus, weil du immer wieder die gleichen Stages sehen musst. Immer und immer wieder. Immer und immer wieder. Immer und immer wieder. Unlimited eben.
DoDonPachi Unlimited
Wertung: 3/10
Publisher: Mobirix
Entwickler: CAVE, Apxsoft
Plattform: iOS (getestet), Android (getestet)
Preis: Kostenlose Freemium-App, die hier für Android und hier für iOS heruntergeladen werden kann.Alle Screenshots wurden auf einem Apple iPad Air 2 angefertigt.